Peter Weibel

Thursday, January 12, 2006, 15:19

Gestern einen wunderbaren Vortrag von Kunstpapst Peter Weibel
Peter Weibel

an der HFBK in Hamburg gehört: „Kunst und/oder Wissenschaft“. Er wies nach, dass die Kunst den wissenschaftlichen Entdeckungen etwa dreissig Jahre hinterherhinkt. Die Entdeckungen Machs etwa sind von den Malern sehr viel später aufgegriffen worden, die Machschen Streifen und Diagonalen finden sich fast unverändert bei Moholy-Nagy und anderen Kubisten. Weibels gefällig österreichisches Parlando, sein Nuscheln von „Deorieh“ und Medienkunst recht überzeugend, wenn auch einige der bildenden Künstler im Saal nicht von vorneherein zu überzeugen waren. Weibel äussert unter anderem, dass die Unterscheidung zwischen Kunst und Medienkunst auf griechischen Wurzeln basiert, in der der banausos als Handwerker verehrt wurde, der wahre Kunstliebhaber aber die schaffende Kunst als unter seiner Würde erachtete, sie als zu handwerklich sähe und das wahre Verständnis nur im passiven Bewundern des fertigen Werkes fände – eine strenge Abgrenzung also zwischen Ästhet und mit den Händen Kreierenden, die sich aus dem Selbstverständnis des Athener Adels ergibt: Erhaben über jeden Beruf, vermögend und voll Musse sei das Leben, höchstes Ideal griechischer Ethik.

Ausserdem sei die bildende Kunst in dem Masse obsolet geworden, in dem sich die Wissenschaft immer stärker in Bildern ausdrücke, ja, Tatsachen als Bilder schafft. „Was ist Ihnen wichtiger: Die Computertomographie ihres lebensbedrohlichen Tumors oder ein Klee an der Wand?“

Besonders interessant Weibels Medienkritik: „Wenn dem Spiegel eine Ausstellung für junge Leser geeignet scheint, bekommen Sie sofort zwei Seiten abgedruckt. Machen Sie eine Ausstellung von Medienkunst, schreit kein Hahn danach.“ Dies sei vor allem ein deutsches Phänomen: „Zu einer Schau bildender Kunst im Goetheinstitut in Rom kommt kein Mensch, bei Medienkunst sind die