Gestern bin ich zwei Mal des Intellektualismus bezichtigt worden. Erst bedauert die GRAZIA; man verstehe meinen Themen nicht. Dann eine hate mail, die mich immerhin des „Intellektuellen Gewäschs“ bezichtet. Huch. Ich hatte keine Ahnung, ein Intellektueller zu sein. Im übrigen habe ich auch sehr viele Goldfüllungen, am besten wär´s wohl mich auf der Wilhelmstrasse aus dem vorbeifahrenden Auto zu erschiessen, in Los Angeles nennt man das drive by shooting und es passiert in der Woche einmal, wäre das nicht ein Vorschlag zur Güte? Ich bin leicht zu erkennen, sehe aus wie ein russischer Baron, weil ich einem Roma gestern gegen die Kälte eine schwarze Pelzmütze für 35 Euro erworben habe, die bei Gucci eher 1800 Euro kosten würde. Ich bemerke, daß die Touristenströme auseinanderweichen, aber niemand hat Anstoß genommen, während man in der Hansestadt ja nur unförmige gelbe Cordhosen für elegant hält, und Poloshirts natürlich und Kaschmirpullis, aber jetzt trag ich schwarz und graues Flanell, ein Sakko, das ich übrigens für 2,50 Euro bei der Ingolstädter Caritas erworben habe. Nun bin ich also auch noch Intellektueller. Eigentlich wollte ich das stets vermeiden. Man wird so leicht zur Zielscheibe, und irgendwie trifft es mich auch, ich habe Herrn Ulf Ulfkötter (was für ein Name, Thomas Mann hätte es nicht besser erfinden können. Lieber Herr Ulfkötter, Danke, daß Sie mich adeln! Und nur heraus mit ihrer fundierten Meinung. Aber vermeiden Sie am besten eine direkte Begegnung mit mir, es könnte a) sein, daß sie mich gar nicht verstehen. Ich würde sofort ins Französisch wechseln, um noch höflicher zu sein. Mir wäre es ein wenig peinlich. b) ich könnte Ihnen auch einen Handschuh ins Gesicht schlagen, keine Angst, das tut nicht weh, und Sie müssen sich auch nicht mit mir duellieren, Ihrem Nachnamen nach zu schliessen erlaubt es mein Stand gar nicht, Ihnen Leids zu tun. Nun, dann bleibt mir wohl nur Mitleid. Heilfroh bin ich aber, daß es da doch einige gibt, denen ich nicht zu intellektuell bin, und die mich auch nicht der Untiefen verdächtigt können Sie noch folgen, Herr Ulfkötter, ich bin etwas besorgt, da kommt so schnell kein Komma, das könnte unangenehm für Sie werden, so ganz ohne GPS in meinen Sätzen – Ihnen zuliebe mach ich jetzt mal nen Punkt: . So. Zufrieden?
Man sollte übrigens immer die russische Botschaft im Auge behalten. Finde ich.