aperception

Wir schreiben den 20. Januar 1774, es ist Abend, als an einem Maskenball in der Pariser Oper der junge, schöne schwedische Axel von Fersen mit einer maskierten Frau flirtet, und er kann nicht ahnen, dass es sich um Marie-Antoinette, die zukünftige Königin von Frankreich handelt. Er ahnt auch noch nicht, dass es die große Liebe seines Lebens wird, und vielleicht ist dies auch das höchste Ziel eines Balls der Larven und Kostüme, sich zwanglos kennenzulernen, um ein Leben lang hingegeben zu sein, nein, sich hingeben zu dürfen. Fersen nimmt nur eine prächtig gekleidete Dame wahr, die dank der Verkleidung Dinge sagen und tun darf, die ihr sonst von Standes wegen untersagt sind, ihre Hofdamen haben den Kontakt hergestellt, und irgendwann nimmt die junge, anmutige Prinzessin die Maske ab – es ist der Beginn einer Romance, die Ihresgleichen nicht findet. Stefan Zweig beschreibt die Szene so: „…auf dem Opernball, dem Treffpunkt der eleganten und auch zweifelhaften Welt, steuert eine auffallend vornehm gekleidete schlanke junge Frau mit schmaler Taille und ungemein beschwingtem Gang auf ihn zu und beginnt, von der Samtmaske geschützt…“ und wir beenden das Zitat hier, denn darum geht es: Den Schutz, das, womit man die Außenwirkung der Innenwelt bestimmen, einfangen, ja, kanalisieren kann, in einer Art, wie sie heute eben nicht mehr allzu üblich. Maske

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