tanzende männer – nur noch im eis?

Hamburg, Wednesday, February 15, 2006, 20:54

tanzende männer – nur noch im eis?

Nachdem ich gestern das grosse Vergnügen hatte, den Olympioniken beim Eiskunstlauf der Männer zu fröhnen, stellte sich mir mit der Gewalt eines Eispickels durch die Hirnrinde die plötzliche Frage, ob dies der letzte, gefrorene Bereich männlicher Grazie sein könne: Wir wollen uns vergegenwärtigen, dass es im höfischen Geprägenoch so spät wie am elisabethanischen Hof, ja, noch am Hofe des letzten österreichischen Kaisers zu den unverzichtbaren männlichen Domänen gehörte, ein guter Tänzer zu sein. Jeder noch so heute verzichtbare Militär, hätte seine Karriere ohne die Beherrschung des Wiener Walzers vergessen können. Jeder Politiker von Rang benötigte den Takt eines Tanzes, um überhaupt reüssieren zu können. Es gab keine diskretere Kommunikationsmöglichkeit als das geflüsterte Wort auf dem Tanzboden, die wirklich wichtige Gesellschaft war versammelt, um Neuigkeiten auszutauschen, und die Damen waren ein bevorzugtes Transportmittel zum Ohr ihrer Gatten in Angelegenheiten essentieller Belange. Ludwig XIV. dürfte die Form der männlichen Tanzkunst in elysische Höhen gebracht haben, man raunte sich zu, sein mächtigstes Mittel zur Kontrolle der opposition sei es, sie tanzen zu lassen. Nach den napoleonischen Feldzügen hiess es in Wien, der Kongress tanze – nichtsdestotrotz wurden Alliancen gebildet, Metternich zufriedengestellt und der Friede Europas auf lange Zeit gesichert.
Bush kann nicht tanzen. Von Putin ist ähnliches zu hören. In politischen Kreisen, zumal den männlich dominierten, ist der Tanz nicht mehr vorhanden. Sogar der Wiener Opernball ist zur wehmütigen Reminiszenz ehemaliger Größe geschrumpft. Da bleibt nur eines: Der Tanz auf dem Eis.

Allein.

Eistanz. Die letzt Domäne männlicher Eleganz. Pirouetten. Schnelligkeit.

Elan, Elegance!

Elegance eternel!