…entnehme ich der im Vier Jahreszeiten an der Binnenalster ausliegenden Stuttgarter Zeitung, dass einem Opfer des Wasserwerfereinsatzes zwei künstliche Linsen eingesetzt werden müssen, zwei Verletzte stehen im Begriff, ihr Augenlicht zu verlieren. Von einer Toten ist bislang nur gerüchteweise zu hören, dennoch hat mich die Nachricht in Hamburg erreicht. Es ist bezeichnend, dass ein Vorgehen der Polizei gegen SCHÜLER mich an die Prügeltrupps der Geheimpolizei im zaristischen Russland gegen die Studenten gemahnt. Stuttgart? Hier werden die bravsten Bürger der ganzen Republik, und ich war schon dort, in ihrer ehrlichen Meinung von einer Clique weltfremder Politiker nicht drangsaliert, sie werden zu Boden getrampelt, gepfeffersprayed, mit Wasser mundtot gemacht. Es ist empörend, dass sich einzelne Polizisten offenbar als Individuen nicht mehr in der Lage sehen, ihrem Gewissen und ihrer Verantwortung zu folgen. „Was lernen diese Schüler, gegen deren friedliche Demonstration“ (eine Grundsäule des demokratischen Staates, Anm. d Verf.) mit Polizeigewalt vorgegangen wird“ fragte die Abgeordnete der Linken im Bundestag in ihrem Plädoyer, Stuttgart 21 IN DIE TAGESORDNUNG aufzunehmen, was allerdings an der fehlenden ZWEIDRITTELMEHRHEIT im Hohen Hause scheiterte. Da das Wort „Skandal“ inzwischen leider stark inflationär gebraucht wird, erscheint mir die Äusserung meiner Mutter angebracht: Ich bin empört! HNS