Ach, man weiss es ja selbst am besten, es kommen einem die unglaublichsten dinge dazwischen, man will schreiben, der apple geht kaputt, man soll regisseuren beim drehbuch helfen, die kiffen aber lieber oder wollen, dass man enten zum abend zubereitet oder führen ihre neue freundin vor – tausend gründe, keine entschuldigung – qui s´excuse, s´accuse. es kann aber auch einfach der sogenannte merkel-schock, der un-nennbar über dem land liegt und der , so scheint es, uns alle im zustand der lethargie zurücklässt, auch wenn die wirtschaftsdaten ja nun langsam aus dem pudding kommen sollen, der dax vorgestern die 6000 punkte überstieg, mein wg-partner endlich die neuen staubsaugerbeutel erworben hat und mein psychiater bei lektüre dieses artikels wieder sagen wird, ich sei viel zu assoziativ. das war tolstoi auch, dessen krieg und frieden ich gerade zum fünften mal las, 1250 seiten, nur vor den letzten artikeln des epilogs, in denen der graf uns seinen betrachtungen über moderne geschichtsschreibung überlässt, musste ich passen. die schlechteste aller nachrichten: ein mir sehr lieber mensch verschied unter tragischsten umständen, und das ist nun wahrhaftig eine der schlimmeren erfahrungen, der schlimmsten, die das leben für uns bereit hält. die schönheit der trauerfeier, die wunderbare sopranistin, das blumenmeer, die predigt, all das mag trösten – letztlich bleibt doch nur der atemnehmende verlust, ein bleiern langsames realisieren und die fürsorge für die angehörigen. ob man solches in diesem rahmen zu lesen wünscht, sei dahingestellt, aber vielleicht soll es mir einerlei sein – es sind die dinge, die uns bewegen, die niederzulegen sind.
lähmung, völlige lähmung scheint das land ergriffen zu haben, ich höre, das halb berlin inzwischen hartz IV bezieht und den rest schwarz hinzuverdient, während neonazis einen bundesweiten terror zur fussballweltmannschaft organisieren wollen und zwei telefongesellschaften sich in ihrer unzufriedenheit mir gegenüber recht unleidlich verhalten – ich lass es mich nicht verdriessen. lustig der spiegel mit seinem titel der gewalt an schulen: vorne wird der missstand von 86,5 prozent ausländeranteil an einer schule in berlin neukölln beklagt, der zu unabwendbaren auseinandersetzungen und brutalsten verhältnissen führt und hinten im kulturteil singt er das hohe lied der alten sprachen auf den elite-gymnasien hamburgs, samt interview mit günther jauch zur erziehung seines nachwuchses – eine klare zweiteilung der bevölkerung in arm und reich, samt der unverhohlenen drohung zwischen den zeilen „wehe, wehe, wenn du zur klasse der hauptschüler gehörst und deine eltern ihren lebensunterhalt kaum zusammenkratzen können, doch siehe, hinter den sieben bergen bei den sieben zwergen sind die gymnasien tausend mal schöner als hier. dass die auch ziemlich viel mehr geld haben und eine bildungsbürgerliche oberschicht ihre kinder dorthin schicken kann, wird stillem schweigen anvertraut. ich frage mich lieber nicht, welche schulen abkömmlinge der spiegel-redakteure besuchen.
Bleibt zu vermelden, dass eine meiner lesungen aus dem roman „die fülle meiner affairen“ im lokalsender zu sehen war, dank des heldenhaften einsatzes zweier dichter…
sic transit gloria poeta…