Die keuscheste Sexszene in der deutschen Literatur

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Die Gräfin hatte beschlossen, das Land zu verlassen. Für eine kurze Weile nur, aber es war dem Grafen unangenehm, sie ohne Begleitung zu wissen, und so ”nach meinem besten Gewissen”, wie er zu sagen pflegte, bat er Antoine, sie für eine Weile nach Paris zu begleiten, woselbst sie den Wunsch hatte, sich für die Saison neu und nach dem dernier cri einzukleiden. ”Die Kinder werden zuhause

bleiben, dann sind sie nicht im Weg, außerdem bin ich einiger Unzulänglichkeiten in der lateinischen Sprache versichert, die in einem Gernhaym untragbar wären, sodaß sie durchaus verpflichtet sein werden, diese auszuwetzen, nicht wahr meine Lieben?” Der Graf hatte seinen Sohn zärtlich am Ohr genommen, seine Tochter herzlich um die Taille gefaßt, und in ähnlicher Haltung sah man ihn einige Tage später am Bahnsteig stehen, wohlgelaunt und ein Taschentuch zum Abschied schwenkend seiner Gattin und seines Arcanisten, den er füglichst einige Aufträge für Paris mitgegeben hatte. ”Gehen Sie, gehen Sie nur, mein bester Antoine, sie werden viel Spaß haben und die Erholung wird Ihnen guttun, des bin ich gewiß. Und kaufen Sie, kaufen Sie, einiges aus dem Jugendstil würde mir Freude bereiten, sie werden sehen, Sèvres, mein lieber Sèvres!” So und ähnlich hatte er die Zeit vor der Abreise zu Antoine geredet, während jener genaue Anweisungen gegeben hatte in der Werkstatt für seine Abwesenheit, die ihm gar nicht ungelegen kam, da ihm, wir wollen nichts beschönigen, für das Corps de ballett noch einige Anregung fehlte. ”Gehen Sie in die Opéra, ich bestehe darauf, gehen Sie, gehen Sie! Ach, die Champs Elysees, der Louvre, die Faubourg! Ich beneide Sie Antoine. Ich muß Sie beneiden.” Und noch während der Zug an Geschwindigkeit gewann und der Rhein draußen in immer schnelleren Wellen und Wendungen vorbeizuziehen begann, während der Rhythmus der Samtvorhänge ein langsames Stakkato annahm im durchaus seltsamen Tatatam- Tatatatam der Eisenbahnschwellen, während draußen vor der verschlossenen Tür des Abteils Erster Klasse die Schaffner eines reichlichen Trinkgeldes sich erinnernd diskret weghörten und andere kontrollierten, vertrieben sich Antoine und die Gräfin ein Gutteil Distanz nach Paris.

 

(Porcella)

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