Wikileaks – Die verpasste Open-Source-Revolution

Die groß angekündigte Open-Source-Revolution im Hinblick auf sensible Informationen und Whistleblowing ist womöglich ein fragwürdiges Business-Modell.

John Young von Cryptome distanzierte sich schon frühzeitig von der Organisation Wikileaks, als er von dem Ziel hörte, 5 Millionen$ wolle man alleine im ersten Jahr einzunehmen. Seiner Ansicht nach war dies eines von vielen Anzeichen dafür, dass es sich um kein gemeinnütziges Vorhaben handle, sondern um ein fragwürdiges Business, das nicht davor zurückschrecken würde, u.a. mit der CIA zusammen zu arbeiten.

Schon 2008 berichtete das Wired Magazine, dass für Julian Assange das Open Source-Modell gescheitert sei:

“Aber der Wikileaks-Vertreter der am meisten in der Öffentlichkeit steht – Julian Assange, ein ehemaliger Hacker und Journalist – sagte Anfang 2008 zu Wired.com dass das Wiki-Modell gescheitert sei und die Seite mit neuen wirtschaftlichen Modellen experimentieren würde, wobei er keine Pläne erwähnte, Medienorganisationen auf geleakte Dokumente bieten zu lassen.”

weiter sprach sich Julian Assange für die Notwendigkeit eine künstliche Verknappung aus:

“Aber der Wikileaks-Vertreter der am meisten in der Öffentlichkeit steht – Julian Assange, ein ehemaliger Hacker und Journalist – sagte Anfang 2008 zu Wired.com dass das Wiki-Modell gescheitert sei und die Seite mit neuen wirtschaftlichen Modellen experimentieren würde, wobei er keine Pläne erwähnte, Medienorganisationen auf geleakte Dokumente bieten zu lassen.”
https://www.wired.com/threatlevel/2008/08/wikileaks-aucti

John Young berichtete kürzlich,dass seinen Quellen zufolge, Wikileaks u.a. die Cablegate-Dokumente an die einschlägigen Publikationen gegen Geld verkauft habe. Dass Geld geflossen ist, wurde bislang von Wikileaks öffentlich abgestritten, laut John Young gab es jedoch “non-disclosure agreements” (Schweigeklauseln). Durch einen “Mittelsmann” von Seitens Wikileaks seien im Schnitt jeweils 100.000$ von verschiedenen Medienorganisationen verlangt worden. Die Establishment-Medien erhielten bereits bei den Afghanistan- und Irak-Protokollen exakt die Art von frühzeitigem Exklusivzugang der u.a. 2008 in der Pressemitteilung für die Venezuela-Dokumente versprochen wurde. Blätter wie die New York Times, der Guardian und der Spiegel dominierten die Berichterstattung vom ersten Moment an, verschleierten die wichtigen Regierungsverbrechen und verbreiteten Kriegspropaganda während man die Leser mit zahlreichen kleinen Skandälchen abspeiste.

Aus dem Wikileaks-Umfeld äußerten Insider sehr schnell vehemente Kritik :

“…denk daran dass Assange sich nicht von dem Konzept abgewendet hat, Informationen via Auktionen exklusiv an Mediengruppen zu verkaufen. Wie passt das in die Wikileaks-Philosophie? Um es knallhart auszudrücken: Es passt überhaupt nicht, es ist ein Programm was nur Assanges Offshore-Bankkonten füllen soll.” “Es gibt keine Transparenz oder Buchprüfungen über die Vorgänge der Organisation, keine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen oder anderer technische Belange die Whistleblower schützen sollen; sehr laxe Vorgehensweisen bei dem Einsatz von Verschlüsselungstechnologien und der Verifikation von Dokumenten mit digitalen Signaturen. WIKILEAKS ist ein sehr schwerer Unfall der sehr bald passieren wird, sie überzeugen den Whistleblower dass seine Anonymität geschützt und seine Daten sicher sind. NICHTS IST WEITER ENTFERNT VON DER WAHRHEIT. Unglücklicherweise wird jemand in einem unterdrückerischen Umfeld in der dritten Welt die Konsequenzen zu spüren bekommen von Julian Assanges schwindlerischen Zusicherungen von Sicherheit.” “WIKILEAKS war und ist das Projekt von Julian Assange, ein verurteilter Ex-Hacker dessen ursprüngliches Konzept darin bestand, geleakten Informationen einen Wert zuzuschreiben und jene an den Höchstbietenden zu verkaufen.

WIKILEAKS ist praktisch eine Ein-Mann-Band mit einem Kern aus unbezahlten Freiwilligen, die die Drecksarbeit leisten und den Server-Platz bereitstellen. Es gibt keine hohen Kosten für Server-Platz. Assange ist der Frontmann für eine organisatorische Infrastruktur die von anderen gratis gespendet wurde. Du stellst vielleicht die gerechtfertigte Frage wieviel es kostet um WIKILEKAS zu betreiben. Die grundlegenden Kosten von WIKILEAKS wie die laufenden Kosten, Server-Platz der nicht gespendet wurde und Kosten für Kommunikation belaufen sich auf rund 55.000$ pro Jahr. Diese Zahl beinhaltet nicht Assanges sogenannte Werbeausgaben, darunter die internationalen Business-Class-Flüge, Hotels, Taxis, Kleidung und andere persönliche Dinge. Für das Kalender – und Geschäftsjahr 2009 werden diese Kosten auf über 225.000$ geschätzt.”
“Dumm für Assange dass seine Beziehung zum Whistleblower Manning ursprünglich darauf basierte, Informationen der US-Regierung an die Medien zu verkaufen, was nicht funktionierte und nun richtig nach hinten losgeht. Die Verbindung zwischen Manning und Assange ist eng. So eng dass Assange verzweifelt versucht hat alle Spuren von E-mails auf Wikileaks-Servern zu löschen.”

https://cryptome.org/0001/wikileaks-funds.htm
https://cryptome.org/0001/wikileaks-costs.htm

Assange behauptete nun nach seiner Freilassung auf Kaution, er kenne Bradley Manning nicht persönlich und hätte vor dessen Verhaftung in Irak nie mit ihm kommuniziert.
Chatprotokolle zwischen Manning und einem anderen Hacker, sprechen dabei eine völlig andere Sprache. Sie dokumentieren eine direkte Beziehung, was auch ein Angebot zur einer Vollmitglied bei Wikileaks beinhaltete.

Nach Mannings Verhaftung sammelte Wikileaks Sprenden mit dem explezieten Versprechen, mit diesem Geld Manning zu helfen. Schließlich versprach man nur 50.000$ zu zahlen, was sich rund auf die Hälfte der zu erwartenden Kosten belief. Dann tat sich lange Zeit nichts und den letzten Bekundungen zufolge wolle man nur noch 20.000$ leiste. Nun soll eine staatliche Buchprüfung der Wau Holland Stiftung selbst diese geringe Zahlung für unbestimmte Zeit auf Eis legen.

John Young von Cryptome berichtete, dass “ehemalige” Wikileaker u.a. die Informationen über Geheimabkommen zwischen Assange und der Mainstream-Presse wiederum an den Höchstbietenden verkaufen wollen. Es ist unklar ob damit Openleaks gemeint ist, das Projekt von Daniel Domscheit-Berg. Trotz der Verwendung des Begriffs “Open” sollen Dokumente bei Openleaks wieder nicht unmittelbar der gesamten Welt zur Verfügung gestellt werden; es wird nicht erwähnt ob die erklärte Vermittlerfunktion Verhandlungen beinhaltet über Zahlungen zwischen Whistleblowern und denjenigen, die Exklusivrechte an Material kaufen möchten. Domscheit-Berg meinte:

“Das Projekt wird zunächst eine Partnerschaft haben mit fünf Zeitungen weltweit, bald darauf wird es auf jeden ausgeweitet werden der teilnehmen möchte. Zeitungen, NGOs, Gewerkschaften, jeder der Informationen von anonymen Quellen erhalten möchte.”
https://blogs.forbes.com/andygreenberg/2010/12/09/how-openleaks-the-first-wikileaks-spinoff-will-work

Wo sich die Frage sellt, welche Zeitungen NGO´s und Gewerkschaften es sich handelt? Werden sie bezahlen für Informationen die sie dann in zensierter, selektiv aufbereiteter Form zum eigenen Nutznießen zum politisch opportunsten Zeitpunkt veröffentlichen? Und vor allem: In welche juristische Bredouille bringen sich Whistleblower wenn sie Geld kassieren?

Sollten Informationen verkauft worden sein, lesen sich die Publicity-Statements des Chaos Computer Clubs wie blanker Hohn:

“Die Publikationen von Wikileaks entsprechen dem Grundsatz der Hackerethik nach freier Verfügbarkeit von staatlichen Informationen als Basis einer demokratischen Gesellschaft.”
https://www.ccc.de/de/updates/2010/informationsfreiheit-im-netz

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