Ich bin gerne Deutscher … continued

Heute wird vemeldet, daß die Arbeitslosihkeit unter drei Millionen liegt, erstmals seit 1992, na Halelujah. Gelänge es, die freien Resourcen, nichts anderes sind ja die ohne Lohn und Brot, wenigstens zu BILDEN, es wäre vielen geholfen. Andererseits bemerkt mein wiener freund Sebastian dann schon spöttisch, ob die deutsche Bildungsregel, 70 Prozent aller Schüler zu Abiturienten zu machen, in sich nicht schon faschistoid sei. Nun ja. Ich kann mich jedenfalls an einige Kommilitonen meines kurzen Ausflugs in die Psychologie erinnern, die sich an der Universität erstmals in einer Bibliothek wiederfanden. Cosmoplitaine Air kam in den rauch durch die Bibliothekarin, die mir von ihrer Tätigkeit in den USA bei einer grosse Sozietät in New York berichtete, natürlich kehrte man damals auf Cunard nach Europa zurück, aber das ist eine andere Geschichte. Ich traf sie übrigens im Steinwayhaus wieder, wo sie sich darüber echauffierte, daß man eine CD aus dm Sonderangebot nicht in Geschenkpapier verpackte. Derart streitbar ist jene Generation. Meine Fechttrainerin kommt mir in den Sinn, Frau Happel, wenn ich nicht irre, der ich lieber zuhörte, als daß ich focht, aber sie lehrte mich zumindest den Tausend-Meter-Lauf, ein Umstand, der mich immernoch in die Lage versetzt, einem vorbeifahrenden Bus nachzuspurten. Dies allerdings sollen Apércus bleiben.

Habe Franzi zu Gast und ihre wunderbaren linken Ansichten. Die Arbeizswelt scheint immer mehr einem Höllenpfuhl zu gleichen. Ich höre auch aus Berlin, daß Agenturen aus schierer Verzweiflung Aufträge annehmen, für die sie gar nicht die Manpower haben. Arbeitsverdichtung ist das dann wohl. Auch die drei Millionen Arbeitslosen, nun, aus der Statistik sind ja jetzt auch alle anderen raus, und die Ein-Euro-Jobber etwa werden als angestellt geführt, gefolgt von den 6,50 Fensterputzern, den Klofrauen und Kriegswitwen.

Ich finde das Land in prekärer Situation. Die Senioren ruinieren uns in Kaffeefahrten oder dummen Bankengeschäften, man hält die Nachfolgegeneration hin, man blockiert, wo man kann, die Szene gleicht ein wenig der Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“, in der er davon schreibt, daß junge Männer in führenden Positionen unmöglich, man stattdessen kahle, wohlbeleibte Herren vorzog. „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein“, sagt Cäsar bei Shakespeare, und was man davon hat, ist Geschichte. Unter den Linden stellt Mercedes Benz einen Flügeltürer im Wert von 880000 Euro einem immer mehr verarmenden Volke vor, das bitter lernen muss, daß Konsum eben nicht gleich Glücksverheissung kommt. Man trägt kaum noch Kleidung im Fernsehen. Ich habe gehört, daß beim Brand des Moskauer Fernsehturms durch den Ausfall der Sender ganze Stadtviertel in Mord und Totschlag sich verwandelte. Soeben beobachtete ich zwei Gören mit ihren Schuhen auf den Ubahnsitzen. Ein anderer Passagier nahm sich ihrer Zurechtweisung an. Deutschland hat zur Zeit etwas nervöses, ja, einem Rennpferd gleich, das zu Unvorstellbarem in der Lage, wenn nur der Boden etwas nass, der Course der vertraute oder entgegenkommende – und nein, Herr von Guttenberg, Sie