Man mag etwas auf den ersten Blick oder überhaupt nicht („one either likes at first sight or not at all“) schreibt der berühmte Kunsthistoriker Herbert Read, und das gilt für Liebesbeziehungen genau wie für Kunst, wobei fraglich ist, ob man nicht zur Kunst auch Liebesbeziehungen zu entwickeln kann. Doch warum, warum, ist es dann so schwierig, in der Kunstszene, in der Hamburgs etwa, so etwas wie eine Affaire zum Ausgestellten zu entwickeln? Man fragt sich, zuweilen. Man nehme eine Ausstellung, eine Vernissage also, etwa im Portugiesenviertel oder in St. Georg, man geht hin, greift sich einen Weisswein, ignoriert hysterische Kunsthistorikerinnen, sieht sich um, und – oh Wunder – ist nach einem kleinen Rundgang von höchstens 10 Minuten fertig. Und hat nichts erlebt. Gar nichts. Man denkt sich, der Markt ist ohnehin schwierig, was mag sich der Künstler dabei gedacht haben, und erinnert sich der letzten Ausstellung, auf der ein Hamburger Sammler meinte „Davon würde ich mir aber nicht das geringste aufhängen“. Recht hat er. Warum auch?