Damit man weiß, was man hat. Was man will. Und was es so alles gibt
leistet
sich GQ (die Bibel des Luxus) nun einmal den Luxus eines ABC des Luxus:
the cullinan diamond
Michel Foucault, der große französiche Philosoph, leistete sich immer den
Luxus klarer Gedanken — einmal, in „les mots et les choses”¸ hat er die
Welt
der Aufzählungen untersucht, von denen das ABC die klein-feinste ist:
A
Absolution, wohl die luxuriöseste Erfindung des christlichen Abendlandes,
denn wo sonst kann man sich für Schlemmen, Huren und Verschwendung so
nachhaltig entschuldigen wie bei Gott selbst? Katholiken sind da klar im
Vorteil, die religiöse Avantgarde, und, ohne die Beichte nun auch noch
unter
B zu nennen, ist das absolute an der Absolution doch wirklich ein Fünkchen
Hoffnung in der Gegenwart – unbezahlbar. Ein Aston Martin Lagonda, aus den
Siebzigern, kein schöneres Auto hat je die britischen Inseln verlassen. A
propos: Asprey würde einem noch einfallen, wenn es nicht in arabische Hand
geraten wäre: Das Haus der Hofjuweliere von England. Schade.
B
Bargeld, in Zeiten der Kreditkarte, der Pleiten und fallenden Antikpreise
das, was sogar Leo Kirch inzwischen für Luxus halten dürfte. Wenn der
Kanzler sagt, „Ich will jetzt, dass das Geld jetzt ganz schnell, also
cash,
an die Leute ran kommt” oder so ähnlich, weiß er wieder einmal, was er
sagt:
Und das Cash gleich Bar gleich schon fast eine kleine Absolution ist, ist
eine der schöneren Seiten des Luxus. Bossi zum Anwalt haben, weil Prinz
nicht mehr richtig beißt und einem sonst kein richtiger einfällt. Die
Börsennachrichten ignorieren, weil der Finanzvorstand jeden Tag berichtet
C
Mit Champagner-Spucken. Wenn man wieder mal die 64er Jahrgänge
durchprobiert. Weil man sie sonst wegschütten muss. Und dringend Platz her
muß für den 84er. Grand Dame Rosé von Veuve Cliquot. Ein Füller von
Cartier, in Gold, damit die Autogramme endlich mal wieder was hermachen.
Von
den Unterschriften ganz zu schweigen. Alles von Chanel, vorzugsweise ein
Original ihrer Schmuckentwürfe, ein Ring beispielsweise. Urlaub in
Chamonix,
im September. Château Gilette 1967, einer der besten Bordeaux überhaupt,
20
Jahre gelagert in glasbeschichteten Tanks, angeboten im Tropfenzähler,
weil
die Gebrüder Christian und Andrée Médeville nur 200 Kisten pro Jahrgang
auf
ihren 4,5 Hektar anbauen können. Und wollen.
D
Dupont-Feuerzeuge. Die man übrigens nicht mit anderem Gas füllen sollte,
anderenfalls: „Non, Monsieur, i´l y a un problème” wegen der
Verunreinigungen im normalen Feuerzeugbenzin. Das Clack beim Aufklappen
beim
Modell -> Gatsby, weil das schwere Silber so hervorragend verarbeitet ist,
dass zwischen den Kanten kaum Spiel bleibt. Die Chinalacksondermodelle
gehören zum schönsten, was man anzünden kann. Der Ausruf: DIE NICHT! Wenn
schon die achte Blondine ihre Telefonnummer abgeworfen hat, am Tisch, und
oben noch Nastassja vollbezahlt in der Suite rumhängt. Bescheuert sein mit
Stil.
E
Eiswürfelkochen: Wenn die reichen Hausfrauen sagen, Schatz, ja, ich geh
mal
in die Küche. Und in Wahrheit der Cateringservice im Keller waltet. In der
Gourmet-Ersatzküche. Da kocht er. Eine Entourage, zwei Bodyguards, eine
Sekretärin, ein Assistent, und zwar, wenn man nur über die Straße geht.
Jeden Tag. Ach ja: E-Off, die Greenpeacekampagne gegen den Strommulti Eon
—
weil der sich das saubere Veronica-Ferres-Image zulegt im Werbespot
(Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe und sie im Wasser) und in
Wirklichkeit säuisch-schmutzigen Atomstrom aus Tschernobylhaften Reaktoren
bezieht.
F
Frieden. Hoffentlich noch lange andauernd. Auch, wenn er ja nur auf Europa
begrenzt ist, wünscht man ihn immer noch weltweit. Filet Mignon im Aureole
in NYC, nachdem man drei Monate auf den Tisch gehofft hat und sich nun vom
Benckiser-Vorstand und seiner entzückenden Gattin Amerika erklären läßt,
im
Beisein des sommeliers, der jetzt den Roten öffnen möchte. Ficken, für den
Frieden. Macht frei – außerhalb der Ehe, natürlich. Und auch mal am
anderen
Ufer. Muß ja nicht jeder gleich mitkriegen.
G
Gesichts-OP. Teurer Spaß. Empfiehlt sich bei Gladis, Ghaddaffi, mancher
Freundin und immer nach dem Fünfzigsten, sollte aber mit einem langen
Venezuela–Urlaub gekoppelt sein. Da sind nämlich zur Zeit die Besten. Und
dann hat man einfach noch mal zwanzig Jahre à la Gunther Sachs. Gucci hier
zu nennen ist ein solches Eulen-Nach-Athen-Tragen, dass man nur die
Schwächen der letzten Kollektionen bemängeln kann und der Hoffnung
Ausdruck
verleihen, dass Tom Ford wieder zu seiner Hochform zurückfindet.
H
Houston. Nette Stadt. Wirklich. Mehr Milliardäre. Als. Sonst. Wo. Auf.
Dem.
Planeten. Nett. My compliments to the Country Club! Hochsee-Yachting, über
den Atlantik, im eigenen Boot, mit eigener Mannschaft, wie einst Herbert
von
Karajan. Die Haute Couture, weil auch Ihr Herren-Schneider irgendwann
einmal
feststellen wird, dass Draperien Grundlage seines Handwerks sind, die für
den Fortbestand der Mode unerlässlich sind. Ein roter Ledersattel von
Hèrmes
zum Militaryreiten. Mit Reitpeitsche, die man mit ins Büro nimmt, zum
Sekretärinnen-Schocken.
I
Indiskretion. Pst! Wußten Sie schon das mit der Jungen unten aus der
Kantine? Nicht? Nein, wirklich? Na so´n Pech! Der Tempel der Isis in
Philae
im Mondschein bei Nilflut (leider seit Bau des großen Staudamms selten zu
sehen), in Assuan, während des dreiwöchigen Ausgrabungsurlaubs im Old
Cataract Hotel. Unbedingt Steak à la Churchill probieren, flambiert mit
Whisky. (Abtal El-Tharir Street, Assuan, Tel 0020 97 31600, EZ 110 $, DZ
150-240$)
J
Junge Pagen. Deren Mütter einem über Landesgrenzen hinweg
nachtelefonieren.
Aus Angst, man könne sie mit dem hohen Trinkgeld und der Visitenkarte und
dem netten Lächeln verdorben haben. Unheimlich.
K
Kaffee. Wirklich. Eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften: Die
Domestizierung der Kaffeepflanze. Unerreichte Impulse zur
kulturgeschichtlichen Entwicklung. Wiener Sezession ohne Kaffee undenkbar.
Musil morbid. Kafka krank. Kenianisches Hochlandgewächs, empfehlenswert,
„Ich hatte eine Farm in Afrika“-mäßig, und dann immer gen Horizont
blicken,
vor der Espresso-Maschine in Frankfurt Preungesheim. Kommt gut, schmeckt
gut, ist gut.
L
Lauren, egal ob Ralph oder Hutton: Wer eher darauf kam, könnte in den USA
wohl Urheberrechts-Anwälte beschäftigen, wird aber teuer. Also: Irgendwie
nimmt die Amerikanische Seele die Abfolge dieser Silben für „Gut, Teuer
und
Reich”. Beats me. Oder Like a Virgin, weiße Klamotten tragen können. Jeden
Tag. Weil man einfach so reich ist, und nur Lanson trinkt. Auf
Gletschereis.
Ein Learjet, der ständig aufgetankt bereit steht. Gar nicht so einfach zu
kaufen: Das Angebot interkontinantalflugfähiger Jets ist begrenzt, es gibt
lange Wartelisten, weswegen John Travolta sich eine Boeing 737 umbauen
liess: Less is Less, More is More.
M
Muttertag-Vergessen. Tickets nach Miami. Mani-Pullis. Mooshammers
Badelatschen. Minotti-Couches. Moschino for Men. Maserati fahren. Aston
Martin. Martini d´oro auf Martinique. Marcello Mastroianni, wegen seine
unnachahmlichen Lässigkeit, die ja wiederum eine der größten
Annehmlichkeiten. Machiavelli-Lesen auf der diakonischen Busreise nach
Neuendettelsau. Müllschlucker. Maestro Harnoncourt. Hemden von Marcello
Marcollo. Aus Calabrien.
N
Wie Norman Conquest. As in Jessye Norman. Wenn sie singt, alles absagen.
Ein
Abend mit ihr bleibt unvergesslich. Wirklich: Überlegen, ob man die
Ehefrau
mitnimmt, die Sekretärin oder den Praktikant. Den Sohn auf keinen Fall: In
Logen mordet es sich gut. Oder Nonnenbrüstchen, Antonio Salieris
Lieblingskonfekt, weiße Maroni in Schokolade.
Naddel auf eine Einsame Insel schicken, ohne Kabelanschluß. Auf
Neutrasweet
verzichten können. An Nutten lächelnd vorbeigehen. David Niven, eigentlich
immer, aber vor allem im Tropenanzug.
O
Oeuvre, wenn man eins hat. Die Orestie im Original lesen. Onassis. Omo.
Osaka, im Frühling. Der Orientexpress. Eine Omega Constellation. Die vom
Mond auch. Oahu, im September. Ottomotoren. Otto Walkes, wenn er
schweigt.
P
Pucci, Emilio. Man dankt ihm für die Freundschaft zu Pasolini, für den
Couchtisch von Giacobetti (war´s Giacometti? Mit einem von beiden habe ich
gearbeitet, dem genialen Fotografen). Puschkin. Dem Patriziat. Patek
Phillipe, dem einzigen Traum neben Piaget. Und ein Puccikleid im
Sommerwind
an Kate Moss. Pornos. Porsche.
Q
Qallentartar. Aus der Provinz Quenzuan. Ein kulinarischer Quantensprung.
Was
für Querdenker. Ein bißchen wie die Quest. Questionnable.
R
Rolls Royce. Der Camargue, oder ein weißer Silver Ghost. Und wissen, dass
das Schild am Kühler, unter der Emily, erst rot gefärbt war. Und nach dem
Tode des Ingenieurs Royce (oder Rolls?) vom trauernden Partner in
schwarzlack verfügt wurde. Ein Welterfolg ohne gleichen. Rangavilas
Sonntagabend in Hamburg, der beste Club Deutschlands, leider nur noch bis
Ende September, kann den Neubau kaum erwarten. Mit der Riva zum
Schloßhotel.
S
Sicherheit. Laut Enzensberger natürlich erkauft, durch Hingabe gewisser
Konsumgüter. Ein Studebaker, aus den Fünfzigern, zum rumcruisen in Las
Vegas, beim Rockabillyfestival. Sonnenmilch auf dem Rücken. Smythson
Notizbücher, weil die so leicht sind, die Initialen auf´s Cover geprägt
werden können, das Papier stabil und blauliniert ist und unheimlich was
hermacht. Salzburg, im Sommer, im Smoking, ein Zimmer im Österreichischen
Hof, Premierenkarten für Don Giovanni und Montblancs Young Directors
Project, ein kurzes Gespräch mit Jürgen Flimm, ein Rehrücken im Goldenen
Hirschen (wo sonst?), der Fürstin aus dem Wagen helfen und den Jedermann
mit
der Ferres nicht sehen müssen, weil man ihn seit 1936 gesehen zu haben
glaubt (und noch Zeugen dafür findet)
T
Tiffany, hat einfach alles, vom Beißring für Täuflinge über Teeservice,
Geschmeide und Murmeln zu Besteck und kleinen Vasen. Ein must.
Tut-ench-Amuns goldene Totenmaske im ägyptischen Museum zu Kairo aus der
Nähe sehen, seinen Goldschatz und die Wasserpfeife danach im Dachgarten
des
Nile Hilton. Tabake aus Havanna, allenfalls von den Toscani-Zigarren aus
Italien übertroffen, der Zwei-Mann-Zigarre, weil man sie an der Banderole
in
der Mitte brechen kann und dann zwei hat. Titians Portrait von Kaiser Karl
V., einem der ersten Dandys der Geschichte, ein Mann, dessen Macht und
Luxus-Orientiertheit in jener Geste aufscheint, in der ihn Titian in Öl
auf
die Leinwand gebannt hat.
U
U-Boote, umgebaut für Privatzwecke, russisch, ist auch viel diskreter als
ne
-> Yacht im Hafen von Marbella. Umberto Ginocchetti, immernoch
ungeschlagen
in Leinensakkos und Summer-Wear. Ulysse Nardin, für die schönsten
Taucher-Uhren der Welt. Die L´Uomo Vogue, das italienische Schwesterblatt
der GQ, wegen der Fotos und dem Blick für —> Avantgarde.
V
Visionaire-Ausgaben sammeln, jede Nummer einzeln. Und die Verpackungen
wegschmeißen, weil sie so sperrig sind. Und sich einen Dreck drum
kümmern,
dass die Dinger Sammlerstücke sind. Und jetzt schon ne Menge wert. Ein V
12
Motor, weil er einfach die Straßenlage verbessert, aber eingebaut in einen
Golf, aus Understatement. Veuve Clicquot, aber das erwähnten wir ja schon.
Hector Villa-Lobos Tangos hören in Vaudeville. Versailles. Vuitton, aber
aus
den Zwanziger Jahren, nichts aus der gegenwärtigen Produktion, das ist nur
noch was für Schlitzis.
W
Ein Wurlitzer in der Hausbar und einer am Pool, der nur Wagner spielt, in
der Wurzelholzausführung. Wichtige Telefonate wegdrücken. Walfänger jagen
mit dem Schnellboot und dem norwegischen Botschafter wöchentlich
Drohbriefe
nach Berlin abschicken, die Fangquoten betreffend. Wassergeburt, aber erst
beim zweiten Kind. Ein Watteau-Pastell im Foyer, wo es ein wenig dunkler
ist, also unter der Freitreppe, weil sonst die Farben verblassen. Ein
gerahmtes Bild mit Unterschrift von Elisabeth Windsor.
X
Noch weiter in den Xtra-Dax zu investieren, um den XJS noch abzubezahlen,
bevor die Banken aus deinen Rippen ein Xylophon schnitzen, weil sie
Schulden-Xenophob sind, wie weiland in Xanten. Exxon geht auch.
Xenon-Scheinwerfer, am Tretroller.
Y
Yachtclub. Diner. Und dabei Yps lesen. Endlich einen Schwulen finden, der
Yentl furchtbar findet und die Streisand auch, dabei Chateau d´Yquem und
ein
wenig mit Yves über Karl herziehen (oder umgekehrt).
Z
Ein Privat-Zeppelin. In Zehlendorf. Zino Davidoffs Laden in Genf und die
Beratung von Monsieur Thomas Mathys persönlich, dem Store Manager. Ein
Kühlschrank von Zanussi. Keine Zahnschmerzen haben. Ein zusätzliches
Einkommen. Zürich. Das Parteiprogramm der Zapatisten. Filme von
Zeffirelli.
Emile Zola´s „J´accuse (warum? Weil ihn zu kennen schon ein Zeichen von
Frankophilie und Literaturkenntnis, die in manchen Kreisen sehr geschätzt
wird, bis auf den heutigen Tag – denn lesen bildet).
Thursday, October 13, 2005, 16:55