auf der jagd nach saudischen prinzessinnen, aus meinem zweiten roman „die fülle meiner affairen“, to be published

Café de la Paix Café de la Paix, Paris genf, hotel de la paix. zimmer 101, wie gewohnt. balkon über den platz und zur fontäne, merci madmoiselle. he did what he could, evidemment. unten in der halle um neun fred. ein zwei meter junge, 26, habe ich die götter denn unbewußt doch angefleht, der mit mir erst einmal zum hotel hilton geht, wo ein teil der 500 araber untergebracht ist, der hofstaat von könig fahd. ein chardonnay, akzeptabel, er ein bier hinter dem hotel, pub, die ganze straße voller mercedes, ein gelbes ferrari cabrio, und jede fußgängerzone voller araberinnen und ihrer kinder, ab und zu neugieriger blick eines flaumbärtigen araberchens, dann in die bar, fred schüchtern, was sagst du, wenn er fragt was wir hier wollen, ich: guten abend, einen drink bitte. er offensichtlich beeindruckt. ganz schön ehrgeizig, der junge. sieht schnell ein, dass er mit einem tele hier nicht weit kommen wird, sondern eher eine minox braucht. vorne in der siebzigerjahre verspiegelten pornolobby vom allerfeinsten erst mal zwei prinzessinnen, die auf nichts bestimmtes warten, dann ein haufen prinzen, dann nichts, nur sessel in rot, die aussehen wie rote lippen oder münder. unglaublich gelangweilte dicke männer stehen herum, der champagner kostet 17 franken, sein cocktail 22, wir radebrechen zwischen meinem noch nicht ganz fließenden französisch, er auf stöckelnden englisch. süß, mein zwei meter mann. er schon vorhin, auf die frage, wie ich ihn erkenne, naja, ich bin zwei meter, und ich, oh, i like that. bei mouawad dem leibjuwelier des saudis ein fliehendes pferd aus jade auf rotgoldenem boden, groß wie ein kofferradio, auf ein hindernis aus türkis, jaspis und perlmutt zupringend, von brillantbesetzten bäumen flankiert, daneben eine schale aus bergkristall und eine aus ausgehöltem rosenquarz, groß wie ein kinderkopf, edelsteinbesetzt, und ein spiegel mit goldenem ständer, von rubin blütenranken, saphiren und smaragden besetzt, kleines mitbringsel für die prinzchen daheim, jedes ne million, schnell geschätzt, währung? was sie wollen.


dann mit fred ins rotlichtviertel, wo er ein paar schwere jungs kennt, weil die araber ganz offensichtlich rauhe mengen von dildos, dvds und girls einkaufen. ins sex center, aber keiner der chefs ist da, dafür marodieren tatsächlich einige der flaumbärte und fetten männer von vorhin unschlüssig durch die gassen, vorbei an lackkgewandeten afrikannerinnen und bleistiftdünnen marrokanerinnen (die sind billiger). fred sagt, wir sollen hinterher, ich sehe uns schon in riad ausgepeitscht, da kommen sie heraus und gehen in unseren laden. kurz danach kommt einer der chefs, eine ziemliche schwuchtel, der uns sagt, wir seien tot, wir merken es nur noch nicht. ausgeschlossen, die araber zu fotografieren, unmöglich, vier, fünf corps de garde, leibwachen wörtlich, pro prinzessin, sie riefen immer an, einmal pro woche, und er müsse den ganzen laden dicht machen. jeder, der sich den maschinen auf dem flughafen, den ersten acht des königs, den weiteren sechs eine woche später, und den drei der königinmutter nähere, würde erschossen. als ein mädchen auf der suite nicht spurte, warfen sie sechs leibgarden aus dem fenster, oder einer eine sechs stockwerke tief, das wisse er jetzt nicht so genau, und nein, er würde mir nicht sagen, was sie wollen, das seien seine kunden, und er sei diskret, excusez moi, monsieur. dann geht er, und freddy lacht ein wenig und sagt, merde, ich habe auf dem flughafen gearbeitet und stand fünf meter vom flieger entfernt und lebe ja offensichtlich noch, und ich sage, stimmt, du lebst ja noch, hahaha, und er sagt, er hat mit einem der fahrer seiner majestät geredet, einer mit dem abzeichen des königs im ausweis, und der sagt, es seien gar nicht 20 millionen franken ausgegeben worden, seitdem der könig hier wieder wohnt mit seinem kaputten knie, sondern 40. dann kommt der andere besitzer, Jerome, auch schwul, und er sagt, was denn, die araber, die seien doch alle asexuell, denen genüge die vorstellung sie könnten drei blondinen auf einmal haben, das sei so in der kultur, und woher denn, da kämen keine gruppen in dunklen limos und gäben geld aus für ein stockwerk girls, geld bezahlen für frauen würde sie voll beschämen, das sei reine phantasie bei ihnen, und überhaupt: genf sei ja eh viel zu klein, die nehmen flieger nach london, paris und new york. eric hat aber doch gesagt, die bringen uns um, wenn wir ihnen zu nahe treten, egal, ob wir nen pass haben, und die polizei gucke weg, weil die soviel geld haben. quatsch, meint Jerome, wenn ihr soviel kohle hättet, würdet ihr da in dieses kaff kommen, guckt euch doch um, und dann scheucht er eine der dunklen boyladies von meiner seite, nein, das sind keine kunden, das sind journalisten, und freddy eine vom wirklich beachtlichen schoß, und der ist ganz aufgeregt und sagt, mein gott, die kann mir gefährlich werden, und ich sage ihm, junge, das ist ein junge, und ob er eigentlich sicher sei, dass er hetero sei. the story of my life. er absolument, und ich weiß nicht, ob er auf dem rückweg ins hotel ein wenig stiller geworden ist, als er mir die hand gibt. wir haben ja jetzt zwei genau konträre aussagen, denke ich. Jerome meint, die saudis wollten in europa ganz normale bürger sein, das sei ihr traum und dass sich da seit einer generation unheimlich was getan hätte, und ich denke an al quaeda und dass er wahrscheinlich recht hat damit, dass die einfach nur wirklich weit gereist sind und weltgewandt, und in mir wahrscheinlich den dekadentesten sproß des vernichtungswürdigen westens und glaube die ganze zeit auf dem weg zum hotel, gleich fliegt mein kopf auf die straße, mit dem krummschwert entfernt, aus fahrendem sel, und rollt in den rinnstein mit dem ausdruck leichten entzückens, weil ich noch glaube, es sei freddy, der es sich anders überlegt hat, und morgen kommt in aller frühe ein sauberer schweizer straßenfeger und bringt mich auf den journalisten-friedhof gleich hinter calvin. wenn du hier eine dummheit machst, sagt jerome, weiß es morgen doch die ganze stadt, der könig ist hier nur wegen der guten ärzte, und wenn der könig stirbt, dann ciao, genève.
fünf uhr, die sonne dämmert über dem lac leman und ich kann fast das barschelzimmer sehen im beau rivage gegenüber. muß immerzu an freddy denken, und auch ein wenig an roman, weil sich die beiden so ähnlich sind und sehen, dann an kim, der doch tatsächlich die güte gehabt hat zu mir zu sagen, er sei langsam sauer, dass ich immer soviel rumreise und wir uns überhaupt nicht mehr sähen. ein geige im fernsehen spielt irgendwas von vivaldi, schaff ich auch noch, hoffe ich. nehme ein bad, lasse die balkontür offen, der bewaffnete mann unten wird wohl den eindringling schon erschiessen, solte denn jemand wirklich mich armes kleines engelchen abknallen wollen, alles nur wegen der knie eines welken königs. was ist das faszinosum an einem weitestenteils abgrundhäßlichen volk, das schon in der history of the house of saud von robert lacey sehr ironisch beschrieben wird? fange den neuen fay weldon roman an, die fahnen werden naß, fängt gut an, lenkt mich aber momentan zu sehr ab. breche jetzt also mit meiner privatheit ab und entdecke plötzlich, dass die decke tatsächlich himmelblau mit dem kronleuchter kooperiert. unendlich dämliche mail meiner tante, die sich an meinem verhalten stört, ich schreibe dito, meine aber eigentlich tito, und frage mich, wie es einer einzigen frau gelingen kann, nur über email so unendlich unsympathisch zu sein, dass ich wahrscheinlich nicht mal zu ihrer grablegung kommen werde. muß unbedingt die gruft erweitern lassen. es dämmert draußen unbeeindruckbar weiter. habe endlich aufgehört, mich zu hassen. in dieser woche fast mit drei männern geschlafen. schon wieder terroranschlag in israel, das langweilt. manuskript JETZT schon ein fünftel der erstlings, muß mich ranhalten, dann bin ich in drei wochen fertig. womit? womit? cnn an, warum eigentlich auch. versuche, noch ne mütze schlaf zu bekommen. hände tun weh vom tippen.
noch immer schmilzen mir die auge vom palast des königs fahd, der hellerleuchtet und mit mindestens sechzig limousinen vollgestopfter einfahrt hellerleuchtet vor uns mitten im dunkeln, nachdem gilles dupont und champagner in seinem restaurant, einem der besten der welt, zweifellos, und er uns eben zurückweist mit unseren verdächtigungen, die seien alle ganz normal, die araber. wie sehr, she ich in der rue du rhone, als eine arme prinzessin die dreißig meter von juwelier zu juwelier im mercedes zurücklegen muß und vor dem fenster wirklich eine art negersklavin warten muß auf prinzesschens rückkehr. Kim auch total müde, ruft aber an, wie schön und fragt, ob er stört. nein sage ich, nichts im vergleich zu den sekunden, als freddy die prinzessin im inneren des ladens ablichten wollte, durchs panzerglas, bei piaget, und ich aus lauter panik erst olli in hamburg anrufe und freddy mich an der hüfte in schußposition führt, am geschmeide vorbei, und ich glaube, wir werden gleich von den ghurkas geschlachtet, die königliche hoheit so mit sich führen. drinnen ein baguette-diamant von 42,92 karat, groß wie ein lutschbonbon, kolliers, birnengroß, aber sie kauft uhren, uhren, und sofort wird ihr aufgetan und die bodyguards trennen sie von der straße. ihr mercedes s 500, DN-XX-5534 fährt mindestens zehn mal die rue hinab, immer bereit, immer auf dem sprung. doch der reihe nach:
gehe am frühen morgen, der portier nimmt meinen aufzeichnungen entgegen und sendet sie nach köln, mit dem ansinnen, meinem lektor noch ein stück vorzustellen, ins norga hilton, es ist recht früh, und draußen steht noch immer der mann mit der maschinenpistole. dann zurück, freddy holt mich ab und wir auf dem weg zu jean, dem agenturchef. der weist auf gerüchte, seine majestät wolle dieser tage aufbrechen, eine abreise des trosses könne in wenigen stunden erfolgen. oben im atelier wildes umhertelefonieren und entrag der königlichen residenz im park, telefonat mit dem stern bildpersonal, dass alles in ordnung, und mit den leuten von cartier in paris, mir eine goldene uhr an die rezepition zu liefern, einfach, um nicht so aufzufallen, erinnere mich plötzlich meiner roségoldenen rolex, bin beruhigt. dann los mit freddy. erst zu trocadero, einem kindermodeladen des gehobenen geschmacks, das t-shirt zu 90 franken runtergesetzt, ein badefrosch doch auch noch immer 30 franken, von den kleinen taftkleidchen zu schweigen, die besitzerin, eine art madame sousatzka, will nicht genannt sein, weil es doch in genf verschiedene taschen der gesellschaft gibt, die dem ostentativen orient einiges an calvinismus entgegenhalten, man wolle seinen recihtum nicht so zeigen. zwei einwände, ungeäußert: worin besteht die zurückhaltung, wenn ich an einem vormittag mehr goldene uhren und perlenketten guter qualität an den genfer damen und ihrem europäischen besuch erkenne, als ich zählen kann, und ist es nicht vielmehr so, dass die von wohlstand durch fleiß besessenen genfer einfach tief in ihrem weltbild erschüttert sind, wenn ein volk sich einfach nur durch geografischen umstand, das durchsetzungsvermögen ibn sauds als jungen mannes und des unvermögens der kolonialistischen widersacher seiner natürlichen ressourcen selbst erfreut, im absoluten übermaß? das haus saud verbraucht jährlich nur ein prozent des bruttosozialproduktes. überdies, so madame, habe sich vieles gebessert: vor 25 jahren sei eine prinzessin noch in den laden gekommen und habe einfach alles auf den boden geworfen, was sie haben wolle, wie im bazaar. nun käme ein prinz nun schon zum zweiten mal, und sie würde den höfliche, wohlerzogenen mann mit dem etonabschluß und dem harvarddiplom sanft darauf hinweisen, dass er dieses kleid seiner tochter gestern schon dreimal gekauft habe. die tax deduction, so er, entfiele, man reise ja mit privatjet. sowas sei die rettung der genfer geschäftswelt, jetzt, die russen ausblieben wegen der rührigen schweizer justiz, dem BBBB skandal, dem wegbleiben der südamerikaner nach der argentinienkrise udn der lage im allgemeinen. genf sei viel zu klein, um eine vergleichbare anzahl von luxusboutiquen füllen zu können, 400000 einwohner, ich bitte sie, monsieur. man dankt und nun weiter zur rue du rhône, zu davidoff, weil freddys vater dort chef war. schneller einkauf von gigantischer humidorfüllung unterschiedlichster qualitäten unter kundiger beratung durch den neuen chef, ankauf einer zigarrettenspitze, weil schnell klar ist, dass mindestens dreißig prozent skonto gewährt werden. nein monsieur, die araber rauchen nicht, man müsse jedoch zu les ambassadeur in die ausstellung von graff, wo besagter 40 karäter, gelb, in schwerster bewachung. bettina trifft ein, noch immer schön wie der morgen, lunch, besprechung, gutes entrecôte. dann in delikatesspassage, wo ein libanese bereitwillig den hersteller des könglichen brotes nennt, aber gerne, das schreiben sie jetzt aber nicht, seinen kopf behalten will. die beiden hellen, freddy und betty, hätten bei den garden keine chance, mich würde man wohl für einen levantiner halten, und würde durchgelassen. danke, teint. bei armani, rue du hône, schon beim reikommen arabische musik im lautsprechersystem, dann plötzlich die sklavin auf der straße, dunkel und geduldig, und die prinzessin, schmal und von gefährlicher eleganz. da man sie nur hinter panzerglas sieht leichter eindruck von seltenem zierfisch, der nicht ohne leibwächter und nur hinter glas existieren kann. ein armes, reiches mädchen, eigentlich. fühle mich wie der prinz im märchen, der gegen die bösen garden anreiten muß, um ihr antlitz der welt zuzuführen, vielleicht wird ja ihr leben verändert. freddy entwickelt dank leiser konica hexar eine handgelenkstechnik, die er manchmal durch husten übertönt, genial. betty und ich mutieren zum unendlich ennuyierten milliardärsehepaar mit begabtem zwei-meter-cousin, immer dann wild telefonierend, sobald die prinzessin an die luftschleusen tritt. noch nie so unverfänglich auf den bus gewartet, reiseführer gelesen oder zeitschriften entfaltet. werde übermütig und erkundige mich nach einem schachbtrett aus weißen und schwarzen diamanten, im auftrag eines kunden, werde für eine britischen erzieher gehalten und mit dem kaufpreis von 450000 dollar gelockt. die dollar hat er nach einem blick auf die rolex kurz mal aus dem franken gemacht, ich danke irritiert und wende mich ab, während sich der distinguierte juwelier hinter mir hörbar in den hintern beißt.
nach der gefährlichsten aktion erstmal freddy aspirin gekauft, vorher hat er kurz geglaubt, betty wolle von ihm eine konica-kamikaze-aktion und er solle piaget stürmen. während er unter unseren gogogo-rufen stoisch sein eis weiterisst, kläre ich das mißverständnis auf, dass durch bettys und sein englisch entsteht, finde mich dann aber zum dank selbst gewissermaßen in pearl harbour. danach völlig durchgeschwitzt, 17 uhr, rückzug ins hotel, bad, neuer anzug, neues hemd, blume ins knopfloch, 17.30 uhr treffpunkt rhônebrücken. klingt ein wenig nach preußischem generalstab, n´est-ce pas?
anschließend flanade über beau rivage, lobby, bar, restaurant, zum noga hilton, lobby, bar, restaurant, ins president wilson, wo ich schon gewohnt für die juwelenauktionen, eigentlich das beste haus am platze, grüner marmor am boden und oben die königliche suite, in die seine majestät manchmal verbracht wird, wenn der kavalkaden-konvoi 30 fährt, weil der könig schläft. betty in ihr hotel, frischmachen, ich und freddy an die terrasse am seekai, die jeunesse dorée de genève an den lippen, guter weißwein, man lagert im gras und verabredet sich für samstag zum letzten aufgebot durch die bars, wünscht bonne chasse, betty mit, nicht, ohne mir noch sehr gute karrieretips zu geben. dann zurück ins wilson und die tour retour, um von freddy ins lion d´or chauffiert zu werden, jenseits des sees, in cologny, dem besten restaurant des landes, inmitten atemberaubender villen vor nicht minder atemberaubendem seeblick, etwa so wie thomas augen, und es sich der maître, gilles dupont, nicht nehmen läßt, un coup de champagne zu kredenzen. er kocht für den könig, würde sich aber eher flambieren lassen, als es uns einzugestehen. nein, die araber seine völlig normal, äßen gerne lamm, gut durchgebraten, früher, ja da seien sie anders gewesen, sie konnten nicht lesen und schreiben und hätten mit dem finger geschnippt, weil es bei ihnen so üblich, aber das sei auch ihnen selbst so peinlich gewesen, dass sie sich sofort gebessert hätten. gerade erst hätte er sie beim jazz in montreux gesehn, wirklich ganz normale leute, sorry to have to say that, mit ausgezeichneten manieren, wirklich ausgezeichnet, man bedaure, ob wir denn schon bei den juwelieren…? oui, monsieur, merci, monsieur. blick auf die karte: filet mignon de veau élevage naturel parés de pudre d´amandes et pistaches jus au vinaigre de vin vieux et porto, jardinet et légumes à la sariette, 64 Fr. akzeptabel. auf der fahrt zum palast frage an freddy wie er seine kindheit bei mentaler stabilität verbracht haben kann, hier in genf.
dann, nach langsamer irrfahrt in der dämemrung, weg um weg hinab an hecken entlang, ein zaun, der kein tor, eine mauer, die keine einfriedung mehr findet, ein anwesen, groß, wie ein fürstentum. irgendwo weit hinten lichtschimmern durch das dichte grün. und eine biegung später, schwer, schwer einzusehen, liegt er da, der palast: hunderte meter lang, ein meer von dienstbaren geistern stehen in der nacht, mindestens sechzig wagen, ich erwähnte es, und ein wenig trauer liegt über ihm, weil nun ganz klar ist, dass unendlicher, grandioser krösushafter reichtum den tod nicht besiegen kann, dass der könig von saudi arabien in all seiner pracht letztlich seiner zerbrechlichsten prinzessin gleicht: einem flüchtigen traum unter glas.
hat nicht george bush beim berlinbesuch von der glasglocke gesprochen? haben sich ganze gesellschaftsschichten dahinter zurückgezogen? arme, arme prinzessin, die du nicht an den see darfst, wo die anderen kinder, die gerne deine freunde wären, spielen, die jeunesse dorée genfs, wo dir sicherlich ein mann gefallen würde, wo du einen bankierssohn lieben würdest in seinem gestärkt lässigen hemd, dem schönen gesicht und dem federnd-sportlichen brustkorb, und der dich lieben würde so sehr, dass er dir eine weiße villa schenkte nicht weit vom lion d´or wie aus tausendundeiner nacht. du darfst ihn, du darfst sie nicht haben. weil dein vater, dein großvater, dein urgroßvater, wir wissen es nicht, der könig ist und beherrscher der gläubigen, ibn saud, herrscher über riad, gepriesen sei sein name.
zu bett. Kim rief an. müde, unendlich müde. glücklich, so frei zu sein.
Der bodyguard :
Ich arbeite seit drei monaten für den könig oder für den kronprinzen, also den bruder des königs, meine ausbildung habe ich vor jahren gemancht, manchmal bin ich auch für politiker zuständig. Das einzige, was ich mit ihnen spreche ist, Ist ihnen kalt oder ist ihnen warm. Mehr nicht. Wir werden vom saudischen staat bezahlt, sind eine privatfirma. Es leben etwa 20 personen im palast, keine frauen, keine kinder, die kinder komen nur zu besuch. Am abend macht der kranke könig vor dem zubettgehen gerne eine ausfahrt durch den park, der aussieht wie versailles, es gibt dort wasserspiele, in seiner limousine, er wird dann von einem enkel, einem sohn oder einem besucher begleitet. Dann geht er zu bett. Wenn ich nachtschicht habe, steht mir ein apartment zur verfügung, zu essen gibt es für uns immer reis, und natürlich die reste der bankette, meistens mouton, huhn und andres fleisch, zubereitet von seinen leibköchen. die patisserien werden geliefert. Eine schicht dauert höchstenfalls 12 stunden, weil wir ja in form sein müssen. Wir sind pro palast, es gibt zwei, je 14 wächter. Wir sind aber nur in den küchen zugelassen. Ich habe noch nie eines der zimmer betreten – die sind off limits. In der tiefgarage des palastes stehen etwa 20 ferraris und nochmal soviele lamborghini diabolo, die nie berührt werden. Nur zweimal im jahr werden sie zur inspektion gefahren. ein hobby des königs. Ich spreche nur französisch, der könig englisch und saudi-arabisch. Wir erfahren, ob eine person erwünscht ist von einem saudischen colonel, den wir anrufen müssen, ansonsten achten wir darauf, dass es keine bittsteller, aggressoren oder angreifer in seiner nähe gibt. Natürlich müssen wir die schweizer gesetze achten und haben keine lizenz zu töten. Ich verdiene zwischen 1000 und 2000 franken am tag, das hängt von der länge des dienstes, den betreuten personen, ihrer anzahl und dem risiko ab. Wir sind mit pistolen und gas-pistolen ausgestattet. Normalerweise kommen auf einen prinzen etwa 14 personen begleitung. Vier sind immer bei ihm, immer. Es gibt zwei gepanzerte fahrzeuge, mit denen die höchststehenden personen unterwegs sind, die familie bewegt sich andauernd um den see. Es gibt keine tiere im palast. Wann es losgeht, erfahren wir erst im letzten moment, und dann legen wir die route fest. Sie treffen sich mit politikern, gehen shopping, am liebsten zu cartier, viel zu rolex und armani. Nach jedem auftrag bekommen wir geschenke, geld oder uhren, das gilt als normal. manchmal warten wir den ganzen tag und nichts passiert, dann ist der job langweilig, sonst sind die araber sehr angenehm im umgang. Da sie sehr religiös sind, werden die prinzen zum freitagsgebet nach genf in die moschee gefahren.
Moschee du grand saconnex, 13 Uhr: etwa 3200 gläubige freitags, fünf prinzen, der minister für agrikultur, der ehemalige informationsminister, eine unendliche autokolonne auf dem linksabbieger. Die moschee ist aus weissem marmor, ein springbrunnen steht davor, alles ist voller schuhe. Ein kleines mädchen, etwa fünf jahre alt, isst chips, während ihr vater betet, er lässt keine hand von ihr, sie trägt ein weisses kleid mit rotem apfelmuster. Vorne betet der imam von genf, der vor allem für seine traumdeutung berühmt ist. Gerade spricht er von der verantwortung, die den medien zukommt, alle blicke richten sich auf mich, weil natürlich jeder weiss, dass der stern eingeladen ist. Nein, eigentlich nur, dass ich da bin. Während des gottesdienstes rufen viele leibwächter den chef der moschee an, um sich zu vergewissern, dass alles in ordnung ist. Man kann davon ausgehen, dass die saudische familie von unserem hiersein unterrichtet ist, später wird sich der saudische general-konsul vorstellen, auf der strasse, und auch der landwirtschaftsminister. Nun aber gehen sie erst mal alle zu boden, jeder murmelt seine koransuren. Ab und zu herrscht totale stille. Dann sind die prinzen, die minister und die bettler, so sagt es M. Woirdiry, der chef der moschee, vor Allah alle gleich. Der Imam spricht von der toleranz, dass es notwendig ist für Gläubige und ungläubige, in frieden nebeneinander zu leben (war ich nicht im hotel de la paix?) , und dass es an allen menschen ist, gutes zu tun. Nach dem gottesdienst werden vor der moschee mahlzeiten verteilt, für alle, gespendet vom saudischen thronfolger, für alle, reich und arm, und ein junge reicht kalte, frische datteln auf der strasse, und jeder der will, greift zu. Einen moment lang blockiert die limousine des ministers die ganze strasse, man muss sich noch verabschieden, und jemand ruft, mein gott, er blockiert doch alles, da wollen genfer durch, die kommen nicht weiter. Eine gruppe junge männer lacht, haben sie das gehört, sowas würde in england nicht passieren, die armen schweizer.
die polizei kommt jedesmal und ticketiert die parkenden autos, warum machen die das, fragt der chef der moschee, monsieur woirdiry, wir sind hier, um ihnen was zu geben, und alles was wir wollen ist ein lächeln, warum kassieren die genfer uns hier so ab. 57 nationalitäten sind hier versammelt. Sind die neidisch, weil wir so cool sind? Er lädt uns zu getränken ein und später zum essen, von den spenden des prinzen, die mahlzeiten wurden bei dem besten türken der stadt bestellt. Er sagt, er gehe in dem palast aus und ein. Der könig sei ganz normal, und nur die europäer fänden etwas besonderes an ihm. Warum die frauen denn so verschleiert sein müssen, frage ich ihn. Und er sagt, dass manche schönheit zum schutz vor der schwachheit mancher menschen geschützt werden muss. Er bewundert meinen ring, einen hellblauen aquamarin, kirschkerngross, und sagt, er sei ausdruck meiner seele – deswegen lieben araber juwelen: es geht uns doch hier nicht ums ostentative, es geht darum, andere teilhaben zu lassen am glück, das man selbst hatte. Er selbst trägt eine weissgoldene rolex. Und einen diamanten am finger.
Es gibt einen kleinen laden mit ferngesteuerten autos und miniatureisenbahnen am ende der rhônebrücke, den die araber komplett leergekauft haben. Lingerie steht hoch im kurs bei den damen.
Beschluss, erst die spätmaschine zu nehmen, einfach, weil es netter, eleganter und wärmer, ausserdem mail, dass ranga ausfällt. Badehose umsonst angezogen, offenbar, wird aber vielleicht noch im genfer see zum einsatz kommen. Versuche vanessa zu erreichen, die schöne genferin, ereicht, und sie sagt, wenn etwas passiert, wird sie es mich wissen lassen. Jo erzählt, er hätte so etwas wie mein neues diktiergerät noch nie in händen gehabt, habe wohl schnäppchen.
Robert nortik, filmemacher, fährt eine saudische familie, gegenwärtig in paris, eine flotte von 15 mercedes und mehreren prinzen. Ich habe sie kennengelernt und habe ein vertrauensverhältnis mit ihnen, subventioniere meine kunst. 2 monate im sommer jedes jahr habe ich einen fulltime job, warten, fahren, warten, das ist sehr langweilig. Es gibt in genf ein problem, weil es nicht genügend fahrer gibt mit lizenz und führerschein, sodass häufig irgendwelche brüder und verwandte aus ägypten eingeflogen werden, leute, die keinen führerschein haben, und es drückt die preise. Ich bin zum beispiel nicht zufrieden mit den 200-500 franken am tag, manchmal gibt es bessere gigs, manchmal schlechtere. die fahrer werden richtig ausgebeutet. Sie haben überhaupt kein kulturelles interesse, und ich habe mich schon lange gefragt, wie man ihnen eine freude machen kann, aber sie haben keine freude. Es interessiert sie nicht, am ende. Nichts interessiert sie. Nur rumfahren, shopping, sich den anderen zeigen. Man kann sie vielleicht einmal für etwas begeistern kurz, aber nur einmal. Sie sind auch nicht sehr educée, weil man sich für ein studium ja anstrengen müsste – warum ? warum sollten sie sich anstrengen ? ? ? sie sind einfach zu reich. Und es gibt eigentlich nur leute, die das um sie herum ausnützen. Manchmal tun sie mir richtig leid. Doch, sie haben freunde. Wie jeder star sind sie von einer equipe umgeben, und da gibt es dann freunde der familie, die alles für sie machen, sie sind immer zusammen. Wenn es jemanden anderen gibt, der besser gefällt, nehmen sie sich den. Ich nenne das frere du lait, (ammengeschwister, etwa milchbruder, das kind eines dieners wächst neben dir auf, gleichalt, sehr feudal, anm d. verf.) es gibt einen unheimlichen run auf genf, und sogar die allerreichsten saudis können manchmal nicht mithalten um nach genf zu kommen, weil einfach kein platz mehr da ist. Dabei ist es für sie eine frage der ehre, in der nähe des königs zu sein.
Bei einer normalen shopping tour trägt dieser freund dann alles, bezahlt wird cash oder credit, man sieht allerdings nie, was sie mitnehmen, immer ein mittelsmann, intermediere, un voleur de vol, (der diebs des diebes). Nichts interessiert sie wirklich.
Da gleichen die araber doch tatsächlich der mtv generation, wahrscheinlich sogar sind sie deren direkte entsprechung, und man wird sich fragen dürfen, welche konsequenzen der volle wohlstand für eine gesellschaft haben dürfte. Deren einziges ziel offensichtlich die fortführung des wohlstandes ist.