HfbK – warum eigentlich Studiengebühren? – in Kürze

Es sind einige der Kernfragen dieses Sommers: Warum soll ein Maschinenbaustudent seine Studiengebühren in Hamburg bezahlen, ein Kunststudent aber nicht? Und ist, im gesamtgesellschaftlichen Konsens, ein Künstler, mithin ein zukünftiger, nicht auch ein schützenswertes Kulturgut? In einem ohnehin von einschneidenden Kürzungen betroffenen Bereich? Es geht um 500 Euro pro Semester, es geht um das kreative Potential einer Stadt, die eigentlich reicher nicht sein könnte (nicht zuletzt in einer Konkurrenzrolle zu Berlin), es geht um junge, hoffnungsfrohe Menschen, die ein Wagnis auf sich nehmen, das der gemeine Maschinenbauer eben nicht eingeht: Das einer unsicheren Zukunft. Einer Zukunft, auf die sich im Turbokapitalismus immer weniger Studenten einlassen wollen, nicht zuletzt der Sorgen der Eltern wegen, die mit Unsicherheiten Karrieren betreffend oft nicht umgehen können. Junge Menschen, die sich für den harten Weg der Kunst entscheiden, müssen schon im Vorwege Widerstände überwinden, die sich so allen anderen nicht stellen, sie müssen ihr Talent unter beweis stellen, um an den renommierten Kunsthochschulen, zu denen die HfbK seit ihrer Gründung durch die patriotische Gesellschaft Mitte des neunzehnten Jahrhunderts unzweifelhaft gehört, überhaupt angenommen zu werden. Sie flüchten sich, umtost vom gesellschaftlich-wirtschaftlichen Konkurrenzkampf, in die Häfen der kulturellen Bildung, um dort ihren Begabungen freien Lauf lassen zu können – und einer dieser Häfen, ein Hort des kreativen Lebens, ein Anlaufpunkt der leichten Träume, verschliesst seit 16.7.2007, dem Poststempel der nun zugeschickten Exmatrikulationen an knapp 250 der die Gebühren Boykottierenden seine Pforten.

Es ist dies der Höhepunkt einer Auseinandersetzung zwischen letztlich dem Wirtschaftssenator, dem Bildungssenator der Stadt Hamburg und den Studierenden, wobei schon bemerkt werden darf, dass sich die Politisierung Letzterer aus der Sorge um finanzielle Belange speist – aber warum soll sich nicht die Woge der Notwendigkeit am realen, Unmittelbaren brechen?

Jörg Dräger, Bildungssenator Hamburgs, der selbst einige Eliteanstalten in seiner studentischen Laufbahn besuchen durfte, rief noch vor kurzem die Talentstadt Hamburg aus. Bleibt die Frage, ob diese Talente in der Lage sein werden, ihren Beitrag zu einer lebendigen, vielleicht sogar vorbildlichen und nacheiferungswürdigen Stadt zu leisten, wenn ihnen schon in den Startlöchern finanzielle Hürden in den Weg gelegt werden. Fraglich ist auch, ob der Beruf des Künstlers nicht schon allein durch die Kosten von Material und Medium (Ölfarben, teure Kameras, Filmmaterial etc.) ohnehin schon am Anfang der Karriere mehr in der finanziellen Pflicht steht als der eingangs erwähnte Maschinenbaustudent?

Ist es nicht hanseatische Tradition, gerade den weniger Bemittelten Chancen zu ermöglichen, profitiert die Hansestadt à la longue nicht auch gerade von ihrem Ruf der Unabhängigkeit gegenüber anderen Bundesländern, ist es denn wirklich so grosser Luxus, sich eine Institution wie die HfbK zu leisten, schon allein um möglichst selbst vom projektierten Talentschub zu profitieren?

Das Hamburger Abendblatt kommentierte, es sei von der Studentenschaft unklug taktiert, den Senat bis auf Äusserste mit einem Gebührenboykott zu konfrontieren – der sei nun zur Härte gezwungen. Bleibt zu hoffen, dass einer der Kombattanten bis zum Ablauf der letzten Zahlungsfrist am 31. September einem Kompromiss zustimmt – womöglich sogar auf Anraten eines Schlichters: Der ehemalige Kulturstaatsminister und jetzige SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann böte sich dazu fast logisch, ja, zwingend an.