TOD IN MONACO

Die lustige Witwe

und wie Edmond Safra
vorzeitig ums Leben kam

Einen Milliardär heiraten? Unwahrscheinlich. Ihn überleben und sein
Vermögen erben, weil er Selbstmord begeht? Sehr unwahrscheinlich. Mit dem Geld zur Bank gehen, und den Bankier, einen Billiardär heiraten? Ziemlich
unwahrscheinlich. Auch den überleben, weil er zu Tode kommt, und flugs
Billionärin sein? Eine Chance, eins zu einer Milliarde. Und dennoch: Lily
Safra ist es geschehen. Und vielleicht sogar, man wird es wohl nie
erfahren, hat sie es auch ein wenig geschehen lassen. Schreiben darf man das nicht.
Ihre Anwälte sind gnadenlos. Aber man kann die Umstände aufzeichnen. Die
Szenen. Die Ungereimtheiten. Und dann selber urteilen. Wie sehr der Zufall
waltet. Im Leben von Lily Safra.
Die Schönen und Reichen von New York sind anders — Leben und Tod folgen in
jenen Kreisen anderen Gesetzen. Oder keinen. Sie sind oft gewaltsam. Und
wenn ein Reicher mordet oder ermordet wird, ein Amerikaner dazu, hat es
oft den Anschein, als gelten sie nicht, Recht und Gesetz. Ein reicher Mörder kommt leicht davon. Aber wenn ein Reicher so ermordet wird, wenn einer von ihnen so stirbt, wie Edmond Safra, dann will man wohl nie so reich sein wie er. Truman Capote, der große amerikanische Spötter, schrieb einmal alles auf, was er über die Schönen und Reichen seiner Zeit wußte: „Sie haben die Macht, die Polizei-Gehirne zu waschen, Gedanken neu zu verweben, Leichen von Duschkabinen zu Fluren zu bewegen und Untersuchungen zu kontrollieren.”
Als er es getan hatte, wendete die feine Gesellschaft sich von ihm ab. Denn er hatte bewiesen, was sie waren. Was sie befürchtet hatten. Und was in einer Demokratie niemand so gerne ausspricht: Dass sie anders waren. Irgendwie besser. Dass ihr Leben von allen anderen unterschieden ist. Dass sie tun und lassen, was sie wollen. Und dass sie sich manchmal eben gegenseitig
umbringen. Im kleinen Kreis. In der Familie. In der Ehe. Vor allem wegen
Geld.

Dominick Dunne, amerikanischer Star-Reporter, weiß, wie Capote sich
gefühlt hat: „Ich habe soviele Schwierigkeiten bekommen, seitdem ich mich zum Safra-Fall äußere, dass ich nichts mehr sagen will.” Vor kurzem wurde ein Urteil vor monegassischem Gericht gesprochen, ein rechtskräftiges Verdikt gefällt. Ein Mensch muß für zehn Jahre ins Gefängnis. Also eigentlich alles geklärt, denkt man. Es ist aber nicht so. Es gibt einige Fakten, die sich seltsam ausnehmen, so seltsam, dass sie nachdenklich machen. Über ein Rechtssystem, das unendliche Untersuchungshaft erlaubt. Amnesty International schreibt, die monegassische U-Haftkönne „theoretisch ohne Angaben von Gründen auf ewig verlängert werden”, wie 1994 aus einem
Bericht Monacos an das Anti-Folter-Komitee der UN hervorgeht. Mitten in Europa herrscht feudalistische Jurisdiktion.

Es geht um das Schicksal eines einzigen Mannes, der möglicherweise
unschuldig im Gefängnis sitzt, für eine Tat, die er nicht begangen hat:
Mord an seinem Patienten. Die Bühne ist fertig, die Akteure sind versammelt. Die Fakten sind bekannt. Und sogar eine TV-Verfilmung gibt es schon in Amerika, angelehnt an den Fall Safra, die ein Schlaglicht wirft auf die Begebenheiten eines Wintertages im Jahr 1999. Vielleicht hilft ja das Drehbuch vorab, wenn gleich danach die Fakten erzählt sind, die Umstände und Ungereimtheiten, um die Dinge am Ende klarer zu sehen.
Das Drehbuch:
Eine amerikanische Bankiersfrau hat mit dem Pfleger ihres Mannes eine
Affaire. Der vermutet etwas, läßt das Bettlaken aus dem Schlafzimmer einem
DNA-Test unterziehen und findet nicht nur Samenflüssigkeit eines anderen
Mannes. Er findet Spermaspuren seines eigenen Sohnes. Kurz darauf bricht
ein Brand aus im Fifth-Avenue-Apartment, der Bankier verbrennt darin. Der
Pfleger wird von der Polizei als Hauptverdächtiger verhaftet. Wegen
Mordes. Die Bankiersfrau schwer belastet.
Diese Geschichte wird in den USA zur Prime Time ausgestrahlt, auf dem
Nachrichtensender Law & Order. Es ist ein Beziehungsdrama, das sich auf
einen wirklichen Fall bezieht. Einige Salons mit Blick auf den Central
Park wissen, was da gespielt wird. Was wirklich geschehen ist. Und vor allem weiß es wohl eine Frau. Sie ist das Vorbild, die Hauptperson, der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte. Sie hat auch ihren zweiten Mann überlebt, ist dadurch nun unermeßlich reich. Und ihre Aussagen, vielmehr ihre Anwälte, haben den Pfleger vor Gericht gerade hinter Gitter gebracht: Lily Safra dagegen, nun eine wohltätige Witwe, wohnt dagegen immernoch wo sie will. Und einige Unstimmigekeiten in dem Unglück, das sie zur Witwe machte, sind es wert, betrachtet zu werden.

Die Fakten:

Am 3. Dezember des Jahres 1999 stirbt der Multimillionär Edmond J. Safra
an Erstickung im bunkerhaften Badezimmer seines Privat-Palastes, dem nun in
Flammen stehenden Penthouse, Belle Epoque 17, Avenue d´Ostende, Monaco.
Die Residenz von einer Dachwohnung befindet sich über den Räumen einer seiner Banken, der Republic National Bank of New York. Wenige Tage zuvor hat Safra sie für 9,9 Milliarden Dollar verkauft.
Erste Nachrichten sprechen davon, dass zwei Kapuzen tragende Eindringlinge
sich Zugang zur wie ein Hochsicherheitstrakt gesicherten Wohnung
verschafft haben und einen Krankenpfleger verletzen. Monaco gilt als eine der sichersten Städte der Welt, 300 Polizisten tun für ihre 30000 Einwohner
Dienst. Kein Schritt in Monaco, der nicht von Sicherheitskameras überwacht
würde: In den Straßen, den Unterführungen, vor Hauseingängen, in Fluren,
in Hotelhallen und natürlich im Casino. Drei Tage nach Safras Tod erklärt der Oberstaatsanwalt des Prinzentums Monaco, Daniel Serdet, dass Ted Maher,
Krankenpfleger im Dienst Edmond Safras, aus Stormville, New York, ein
volles Geständnis abgelegt habe: Er habe das Feuer gelegt, das seinen Chef
tötete, um bei dessen Rettung seine Gunst zurückzugewinnen. Er habe das Feuer in einem Papierkorb angezündet, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Er wollte ein Held sein.” Die Verletzungen in der Bauchgegend habe der Tatverdächtige sich selbst beigebracht. Zur Tatzeit sei der Verdächtigte „psychologisch fragil und unter Medikamenteneinfluß gewesen.” Man könne von diesem Moment an jede internationale Verschwörung mit Sicherheit ausschließen.

Das Opfer:

Edmond Safra ist einer der reichsten Männer der Welt und nach Aussage
einiger Bankiers der „brillianteste Financier seiner Zeit”. Seine
Spezialität ist das Private Banking für wohlhabende Kunden, er weiß „alle
Geheimnisse des Finanzplaneten” und hat viele Feinde. Skandale pflastern
seinen Weg: Er soll in Geldwäschegeschäfte für den panamaische General
Noriega und kolumbianisches Kartellgeld verwickelt gewesen sein. Im
Iran-Contra Skandal sollen seine Bank sowie sein Privatflugzeug Menschen
und Geld bewegt haben. Allein dieses Gerücht in die Welt zu setzen kostet
American Express eine Rufschädigungsstrafe von 8 Millionen Dollar. Einer
seiner New Yorker Freunde sagt, „er war kein Chorjunge”.
Safra, 67, parkinsonkrank und manchmal paranoid, ist ein
Sicherheitsfanatiker. Ein Gesundheitsteam von acht männlichen und
weiblichen Schwestern sowie vier Ärzten sorgen rund um die Uhr für ihn. Er hat 50 Millionen Dolar für die Erforschung von Parkinson gespendet. Noch bevor er von 1998 bis 99 mit dem F.B.I. zusammenarbeitet, um russische
internationale Geldwäschegeschäfte aufzudecken, gibt er jährlich Millionen für die Sicherheit seiner Familie aus, für seine Frau, ihre Kinder und ihre Enkel.
Jede seiner Residenzen ist mit einer kleinen Privatarmee ausgestattet. Im
monegassischen Penthouse beschäftigt er 11 Leibwächter, viele von ihnen
Ex-Mossad-Agenten. Eine der Hauptfragen des Prozesses am 21. November 2002
ist, warum sich diese Wachleute im 20 Minuten weit entfernten
Meerblick-Palast „La Leopolda” aufhalten. Und warum sich Safra nicht in
ihrer Mitte befindet, in einem wesentlich besser zu verteidigenden Bauwerk
mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach.

Der Tatverdächtige:

Theodore Maher, genannt Ted, ehemaliger Green Beret Soldat, ist
Krankenpfleger am Columbia Presbyterian Hospital. Als er eines Tages die
teure Kamera eines Patienten findet, den darin befindlichen Film
entwickeln läßt und beide dem so erkannten rechtmäßigen Besitzer zurückgibt, ist jener so beeindruckt, dass er ihn an seinen Schwiegervater Edmond Safra weiterempfiehlt. Maher hat schulden, 60000 Dollar Anwaltskosten, weil er das Sorgerecht für seinen Sohn aus erster Ehe eingeklagt hat: Die 600 Dollar am Tag, die ihm das Safra-Medizin-Team bietet, kann er nicht ausschlagen.
Einziger Nachteil: Er muß seinem Patienten nach Monaco folgen, obwohl er
Frau Heidi und seine drei Kinder zurücklassen muß. Ein Versuch, seine Frau
ebenfalls als Krankenschwester bei Safra unterzubringen, scheitert an den
drei Kindern. Maher fährt allein nach Monaco. Er arbeitet ein halbes Jahr
für Edmond Safra.

Die Witwe:

Lily Safra, geborene Watkins, ist in dritter Ehe mit Edmond Safra
verheiratet. Ihr Vater war Bahnarbeiter und emigrierte nach Brasilien, wo
sie geboren ist. Mit 19 Jahren heiratet sie einen brasilianischen
Nylon-Strumpf-Millionär, mit dem sie drei Kinder hat. Nach der Scheidung
heiratet sie Alfredo Greenberg, einen superreichen
Elektroladen-Ketten-König, der sich bald darauf Monteverde nennt. Nach
dessem überraschenden Selbstmord Lily steht kurzfristig unter
Mordverdacht:
Freddy Monteverde, stirbt um drei Uhr Nachmittags am XX,YY,1969. Die
Polizei kommt an diesem Abend erst um 9.45 Uhr. Lilys Sprecher, Howard Rubenstein, bestätigt, dass Monteverdes Brust zwei Einschußlöcher aufwies. Er soll „suizidär” gewesen sein.
Zweimal untersucht die Polizei den Todesfall, läßt die Witwe dann aber
außer Betracht. Sie erbt 230 Millionen Dollar und legt sie in die Hand Edmond Safras, zu dieser Zeit Direktor der Banco Safra in Brasilien.

Die Bank:

Die drei Gebrüder Safra entstammen einer Familie syrischer Juden, die das
Vermögen der osmanischen Sultane verwalteten: Safra Frères war eine
ottomanische Institution. Der Wahlspruch des Vorfahren Jacob Safra lautet
„Wenn Du dich entschließt, in die See des Bankiersgeschäfts zu stechen,
baue deine Bank so, wie du ein Schiff bauen würdest. Stark genug für jeden
Sturm”. Das Familienmotto ist der Traum von einer Bank, die „tausend Jahre
überdauert”. Als unter deutschem Einfluß in Europa die Geschäfte
schwieriger werden, verlegt die Familie ihren Sitz nach Südamerika. Die drei Brüder Edmond, Joseph und Moise sind erfolgreich. Der Geschäftsbericht 2001 der Safra National Bank New York, auf dessen letzter Seite Edmonds Portrait und die Worte „in memoriam” prangen, gibt das Geschäftsvolumen mit 3300 Milliarden Dollar zum 31. Dezember 2001 an. Die Gruppe umfasst die Banque
Safra Luxembourg S.A., Banque Safra France S.A., Banco Safra (Cayman
Islands) Limited, Safra International Bank and Trust Ltd., I.F.E. (Uruguay
S.A.) etc., etc.

Die Ehe:

Dass Lily zu alt ist um Kinder zu kriegen und die Tatsache, dass sie
eigene in die Ehe mitbringt, gefällt Edmonds Brüdern nicht. Moshe und Joseph versuchen, ihn von der Heirat abzubringen. Dies ist der Keim der
Feindschaft zwischen Safras Familie und Lily. Edmond gefällt, dass sie eigenes Geld mitbringt. In einer Phase der Unentschlossenheit geht er nach New York und Lily heiratet zwischenzeitlich einen 35jährigen englischen Geschäftsmann mit
marokkanischem Pass. Sie läßt sich auf Flehen Edmonds allerdings wieder
scheiden. Die beiden heiraten 1976. Der Ehevertrag umfasst sechshundert
Seiten.

Das Geld:

Die Dekoration von Lilys Schlafzimmer in La Leopolda, einem Palast, den
derKönig von Belgien mit dem Geld aus Belgisch-Kongo für eine Mätresse bauen liess, kostet 2 Millionen Dollar. Das Ehepaar bewohnt ein riesiges
Apartment in der Fifth Avenue, eine Suite im Hotel Pierre (sie wird auch für Gäste in New York genutzt), das Penthouse in Monaco, Avenue d´Ostende, zu schweigen von einem Haus in London, Grosvenor Square, Belgravia, in Paris und Genf.
Für Lilys Sammlung von Möbeln des 18.Jahrhunderts wird ein Lagerhaus
angemietet – ihre Kollektion von Empire-Inteurieurs gilt als die bedeutendsde der Welt (sie wurde im September 2006 bei Sotheby´s New York unter den Hammer).
Zum Debut im internationalen Jet Set geben die Safras 1988 einen
Ball auf La Leopolda. Die Gästeliste, auszugsweise: Prinz Rainier und
Prinzessin Caroline von Monaco, Prinzessin Firyal von Jordanien, Christina
Onassis, einige Rothschilds.

Der Feuerbericht vom 3. Dezember 1999:

PRINCIPALITY OF MONACO
MONACO COURT OF
PREMIERE INSTANCE
(Monaco District Court)
File JI N R 68/69
PG N R 2261/99

Ablauf der Ereignisse
04:49 Die Sicherheitsfirma der Safras wird von einem telefonischen
Transmitter davon informiert, dass im Apartment gegeben wurde.
04:53 Der Concierge des Gebäudes notiert: „Geiselnahme; ein Mann
angeschossen und verwundet”.
04:54 Die Feuerwehr wird wegen eines „Messerangriffs” verständigt
05:00 Erster Anruf von Mrs. Vivian Torrente“.
05:20 Ankunft des Butlers, Mr. Manjate, mit den Schlüsseln zum Apartement
05:20 Ankunft des Sicherheitmanagers, S. Cohen.
05:23 „Rauchentwicklung von der Spitze des Gebäudes”
05:34 Ankunft der ersten Notfallkräfte
05:38 Die Polizei nimmt die Anwesenheit der beiden Safras und eines
„housekeepers” auf
05:45 Dünner weißer Rauch wird gemeldet.
05:56 Der „Head of Security“ wird gerufen
06:00 Schnelle Brandentwicklung an der Fassade. Mrs. Safra ist in der
Halle.
06:15 Erster Versuch, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.
06:29 Die Beteiligten erreichen den 5. Stock.
06:30 Letzter Kontakt mit Vivian Torrente. Mr. Edmond Safra und
Vivian Torrente verlieren offenbar kurz danach das Bewußtsein.
06:45 Kein Rauch mehr.
07:00 Die Feuerwehr betritt das Schlafzimmer.
07:45 Die Opfer werden entdeckt: Mr. Edmond Safra, Mrs. Vivian Torrente.
Die Ungereimtheiten:

Als der Sicherheitsmanager S. Cohen am Ort des Geschehens eintrifft,
erhält er von Lily Safra den Schlüssel zum Hochsicherheitsbadezimmer. Kurz darauf wird er von der monegassischen Polizei in Handschellen gelegt. Er ist der einzige, der Edmond Safra helfen könnte.
Der 3. Dezember 1999 ist der Tag, an dem Edmond Safra monegassischer
Staatsbürger geworden ist. Zwei Tage zuvor hat er es so eilig, seine Bank
zu verkaufen, dass er im Preis um 450 Millionen Dollar nachläßt, etwas, was
er noch nie getan hat.
Prince Rainier läßt seine Thronfolger Albert in derselben Nacht in
Sicherheit bringen, in der Überzeugung, es handle sich um einen
terroristischen Anschlag.
Ein europäischer Diplomat erzählt, man lache über die offizielle Version
des Falles. „Übersehen Sie nicht die russische Mafia. Zwischen Monaco und
Moskau fehlen 4,8 Milliarden Dollar.”
Es persisitieren Gerüchte unter den reichen Monegassen, in Safras Leiche
seien zwei Kugeln gewesen. An New Yorker Society-Tischen kursiert die
Geschichte, es habe in jener Nacht zwei Feuer gegeben. Dominick Dunne, der
Rechercheur für die amerikanische Zeitschrift Vanity Fair, der den Fall
seit Jahren verfolgt, sagt bei einem Treffen in London: „Ich verstehe nicht, warum die Brüder die Leiche nicht exhumieren lassen, um zumindest jenes Gerücht aus der Welt zu schaffen.”

Sue Kelly, New Yorker Abgeordnete des U.S. Repräsentantenhaus in einem
Brief anSeine Hoheit, Prince Rainier III:
…Wir glauben, dass das internationale Menschenrecht sowie sie
Bürgerrechte eines amerikanischen Staatsbürgers und seiner Familie deutlich verletzt wurden. Nachdem Ted Maher an Händen und Füßen gefesselten mit Katheder versehen, isoliert, verhört und für drei Tage wach gehalten wurde, wurde er gezwungen ein Geständnis zu unterschreiben, das ohne englische Übersetzung auf französisch abgefasst war. Auch seine Frau Heidi wurde mehrere Tage lang verhört und unter polizeiliche Beobachtung gestellt. Sie wurde von der Straße aufgegriffen, von drei schwarzgekleideten Unbekannten, in ein Auto gezerrt, in ihr Hotel gebracht, wo man ihr Gepäck durchsuchte und ihr den Pass abnahm. Diesen zeigte man Ted Maher während des Verhörs und drohte ihm
damit, dass seine Frau nicht mehr zu ihren drei Kindern zurückgelassen
würde, wenn er das Geständnis nicht unterschriebe…

Das Urteil:

Trotz internationaler Proteste auch durch Amnesty International, stärkster
Kritik aus amerikanischen Medien und des Engagements eines Top-Anwalts
wird Theodore Maher am 2. Dezember 2002 zu zehn Jahren Haft ohne Bewährung
verurteilt. Vor allem die Dauer seiner Untersuchungshaft hat für Entsetzen
über das monegassische Strafrecht gesorgt. Theoretisch hätte man Maher den
Rest seines Lebens in U-Haft verbringen lassen können. Maher gibt vor
Gericht zu, schon sechs Wochen nach seinem Arbeitsbeginn mit dem Gedanken
gespielt zu haben, Feuer zu legen, um seinen Gönner Safra in einem
heroischen Akt retten zu können. Sandrine Setton, die Anwältin der
Verteidigung, plädiert auf fahrlässige Tötung und eine Strafe von sechs
Jahren Gefängnis: „Verurteilen Sie Maher für seine Lügen, verurteilen Sie
ihn für seinen moralischen Vertrauensbruch, verurteilen Sie ihn für seine
Fehler” sagt sie, „aber verurteilen Sie ihn nicht für etwas, das er nicht
getan hat.” Mit den Worten „Dummheit ist kein Verbrechen” beendet sie ihr
Plädoyer. Die Staatsanwaltschaft unter Daniel Serdet plädiert auf 12 Jahre
bis lebenslang und argumentiert, Mahers Geschichte von den zwei
Eindringlingen habe die Rettungsarbeiten unnötig in die Länge gezogen.

Epilog:

Inzwischen wurde gegen Lily Safra und andere ihrer Familienmitglieder aus
eheren Ehen von Edmonds Blutsverwandten Klage erhoben: „Wir, die Ninaca
S.A., verlangen 17 351 838,45 Dollar zzgl. Zinsen, Kosten und
Gerichtskosten.” Es heißt, die Brüder und Schwestern von Edmond Safra
verklagen Lily in jedem Land, in dem er Konten hatte. Ein Testament, dass
die Kinder von Edmonds Schwester begünstigt hätte, wurde kurz vor Edmonds
Tod geändert. ´Drei Autoren haben sich mit dem Fall in Buchform befasst – nicht ohne einige Schwierigkeiten: Lily Safra liess entweder ganze Auflagen aufkaufen oder verhinderte die Drucklegung per Gerichtsbeschluss. Dominick Dunne darf sich zum Fall Safra nicht mehr äußern
und hat nach vier investigativen Artikeln in der Februar-Ausgabe der Vanity
Fair widerrufen. In einer E-mail schreibt er: „Ich habe bereits drei andere
Klagen am Hals. Dies ist die schlimmste Zeit meines Lebens.”